Meine Bilder stehen in der Tradition gegenständlicher Malerei. Wenngleich mehr oder minder naturalistisch, lassen sie doch meist eine offene, pastose Malweise erkennen, die die hohe Formbarkeit der Ölfarbe ausnutzt. Meine Themen arbeite ich meistens in Werkserien aus, oft im gleichen Format. In mehreren Serien habe ich mich mit Portraits beschäftigt.

Es handelt sich überwiegend um Kopfbildnisse, die die Portraitierten in starker Untersicht zeigen. In der Serie der „Touristen-Bildnisse“ (2006-2008) werden die Verkürzungen und Verzerrungen, die sich aus der Untersicht ergeben, verstärkt, so dass die Portraits zum Karikaturhaft-Satirischen neigen. Tatsächlich werden nicht Individuen wiedergegeben, sondern es wird ein bestimmter Typus in der Serie variiert, der des saturierten westlichen Touristen, der fürs Bild posiert und sich gelegentlich auch selbst ein Bild macht (mit dem Fernglas, dem Fotoapparat, die Augen mit der Hand verschattend).

In der jüngsten Portrait-Serie, dem „Homo sapiens – Projekt“ (seit 2015) werden die Menschen zwar wieder in starker Untersicht portraitiert, jedoch findet hier eine individuelle Charakterisierung statt.Insbesondere wird ihre kulturelle Überformung (z.B. durch Perücken) herausgestellt. Sie blicken sozusagen aus ihren verschiedenen Kulturen und Epochen gedankenverloren über den Betrachter hinweg, der über ihre verschiedenen Absichten nur spekulieren kann. Die Portraits sind meist nach Fotografien von historischen Büsten gemalt. Die Malerei befindet sich also in gewisser Weise in Konkurrenz zu Skulptur und Fotografie, aber erst in der Malerei werden die toten Anschauungsobjekte aus alten Zeiten wieder zum Leben erweckt und erfahren eine speziell malerische Inszenierung, bei der es um die Auseinandersetzung mit der plastischen Form des Kopfes, räumlicher Darstellung, fleischlicher Oberfläche, Farbe und Licht geht.
Von geringerem Umfang als die Portrait-Serien sind die Werkserien, die besondere Orte inszenieren und an diese Orte geknüpfte Erinnerungen festhalten, sei es dass es sich um imaginäre Orte handelt, an denen sich berühmte Künstler begegnen („Künstler-Begegnungen“, 2010-12), oder um einen bestimmten, realen Ort wie mein Elternhaus („Haus-Serie“, 2012/13, „Interiors“, 2017), um „Eisenbahnabteile“ (2014) oder um Museen („Museumsbilder“, 2015). Mich interessieren in diesen Werkreihen insbesondere die komplexen Raumsituationen und die durch Farbe und Licht hervorgerufenen atmosphärischen Wirkungen.

 

GH 2017